Am 22. März 2024 wurde das Wachstumschancengesetz im Bundesrat verabschiedet und ist nach Ausfertigung durch den Bundespräsidenten in Kraft getreten. Dieses Gesetz umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftswachstums, darunter auch die befristete Wiedereinführung der degressiven Gebäudeabschreibung (AfA) gemäß § 7 Abs. 5a EStG. Diese Maßnahme wurde insbesondere eingeführt, um den Wohnungsbau in Deutschland anzukurbeln und die Investitionsbereitschaft im Immobiliensektor zu fördern.
Die wichtigsten Eckpunkte der degressiven Gebäude-AfA
Die degressive Gebäude-AfA ermöglicht es Immobilieninvestoren, die steuerliche Abschreibung ihrer Investitionen in Wohngebäude in den ersten Jahren stärker zu gewichten. Diese Maßnahme soll die Anfangsbelastung durch Abschreibungen erhöhen und damit einen Anreiz schaffen, in den Wohnungsbau zu investieren.
Konditionen der degressiven AfA:
- Erhöhte Abschreibung im ersten Jahr: Im ersten Jahr der Anwendung können fünf Prozent der auf das Gebäude entfallenden Investitionsaufwendungen steuerlich als Kosten geltend gemacht werden. Dies bedeutet, dass Investoren sofort eine höhere steuerliche Entlastung in Anspruch nehmen können.
- Degressive Abschreibung in den Folgejahren: In den folgenden Jahren können jeweils fünf Prozent des verbleibenden Restwertes steuerlich abgeschrieben werden. Das führt zu einem abnehmenden Abschreibungsbetrag über die Jahre, was dem klassischen Modell der degressiven Abschreibung entspricht.
- Anwendungsbereich: Die degressive Gebäude-AfA gilt ausschließlich für neu gebaute oder im Jahr der Fertigstellung erworbene Wohngebäude und Wohnungen. Dies soll den Neubau von Wohnraum explizit fördern.
- Baubeginn und Kaufzeitpunkt: Der Baubeginn des Wohngebäudes muss innerhalb des festgelegten Sechs-Jahres-Zeitraums liegen, konkret zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 30. September 2029. Maßgeblich ist hierbei die Baubeginnanzeige. Für den Erwerb einer Immobilie muss der Vertrag innerhalb dieses Zeitraums rechtswirksam geschlossen werden. Zudem muss die Immobilie bis zum Ende des Jahres der Fertigstellung erworben werden.
- Flexibilität durch Wechselmöglichkeit: Investoren haben die Möglichkeit, von der degressiven Gebäude-AfA zur linearen AfA zu wechseln. Diese Flexibilität ermöglicht eine Anpassung der Abschreibungsstrategie an die individuellen Bedürfnisse und wirtschaftlichen Bedingungen des Investors.
- Kombination mit Sonderabschreibungen: Ein wesentlicher Vorteil der neuen Regelung ist die Möglichkeit, die degressive Gebäude-AfA mit der Sonderabschreibung für den Mietwohnungsneubau gemäß § 7b EStG zu kombinieren. Diese Kombination ist besonders attraktiv für Neubauten, die den energetischen Gebäudestandard EH40/QNG erfüllen. Mit dem Wachstumschancengesetz wurden zudem die Voraussetzungen für die Sonderabschreibung erweitert:
- Der Anwendungszeitraum für Neufälle wurde bis Ende September 2029 verlängert.
- Die Baukostenobergrenze wurde von 4.800 Euro pro m² auf 5.200 Euro pro m² angehoben.
- Die begünstigten Anschaffungs- oder Herstellungskosten wurden von 2.500 Euro pro m² auf 4.000 Euro pro m² erhöht.
Hintergrund und Bedeutung
Ich sehe in der degressiven AfA einen wichtigen Schritt, um den Wohnungsbau in Deutschland wieder wirtschaftlich attraktiv zu machen und so der aktuellen Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Zusätzlich zu den steuerlichen Erleichterungen sind günstige KfW-Kredite mit einem Zinssatz von höchstens zwei Prozent wichtig. Diese sollen den Investoren zusätzliche finanzielle Anreize bieten. Zudem wird die bestmögliche Umsetzung des Klima-Neubau-Nachhaltigkeitsprogramms (KNN-Programm) angestrebt, um den Bau von energieeffizienten und nachhaltigen Wohngebäuden zu fördern.
Fazit
Die Einführung der degressiven Gebäude-AfA im Rahmen des Wachstumschancengesetzes stellt einen bedeutenden Schritt zur Förderung des Wohnungsbaus in Deutschland dar. Sie bietet Investoren eine attraktive Möglichkeit, ihre steuerlichen Belastungen in den ersten Jahren nach der Investition zu senken und gleichzeitig von weiteren Förderungen zu profitieren. Dies sollte dazu beitragen, den dringend benötigten Neubau von Wohnraum zu beschleunigen und die wirtschaftliche Attraktivität des Immobiliensektors zu steigern.
Freundliche Grüße
Matthias Holzmann