Rekordetat 2026 – warum Milliarden allein den Wohnungsbau nicht retten. Trotz eines Haushaltsrekords von 7,6 Milliarden Euro bleiben Baustellen still, Genehmigungen stecken fest, und der Wohnraummangel verschärft sich. Die zentrale Frage lautet: Wie lässt sich aus Geld politischer Wille und realer Baufortschritt machen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung – Rekordetat trifft Realität
- Haushalt 2026: Zahlen und Schwerpunkte
- Zentrale Förderprogramme im Überblick
- Warum die Milliarden nicht ankommen
- Was Experten fordern
- Reform- und Handlungsempfehlungen
- Fazit – Geld allein baut keine Wohnungen
Einleitung – Rekordetat trifft Realität
Deutschland erlebt eine paradoxe Situation: Noch nie stand so viel Geld für den Wohnungsbau bereit – und dennoch wird so wenig gebaut. Der Rekordetat 2026 umfasst 7,6 Milliarden Euro für das Bundesbauministerium, doch auf den Baustellen herrscht Stillstand. Familien finden keine Wohnungen, Kommunen kämpfen mit Genehmigungsstaus, und Projektentwickler brechen Vorhaben ab. Der Widerspruch zwischen politischer Symbolik und baulicher Realität war selten größer.
Statt Baukränen dominieren Papierberge und Förderrichtlinien. Das Problem ist nicht der Mangel an Geld, sondern an Struktur, Kapazität und Klarheit. Förderprogramme sind zu komplex, Bauämter überfordert, und steigende Zinsen machen viele Projekte unrentabel.
Haushalt 2026: Zahlen und Schwerpunkte
Der Etat für das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) umfasst 7,6 Milliarden Euro – 226 Millionen mehr als 2025. Damit erreicht das Ressort seinen höchsten Etat seit 2021. Die Mittel verteilen sich vor allem auf folgende Schwerpunkte:
- Sozialer Wohnungsbau: 4 Milliarden € (davon 2,65 Mrd. € ausgabenwirksam 2026)
- Klimafreundlicher Neubau (KFN): 1,1 Milliarden €
- Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment (KNN): 650 Millionen €
- Wohneigentumsförderung für Familien (WEF): 250 Millionen €
- Programm „Jung kauft Alt“: 350 Millionen €
- Gewerbe zu Wohnen: 360 Millionen € (neu ab 2026)
- Städtebauförderung: 1 Milliarde €, ansteigend auf 1,58 Mrd. € bis 2029
Der Löwenanteil fließt in den sozialen Wohnungsbau – das politische Prestigeprojekt der Bundesregierung. Ziel: jährlich 400.000 neue Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Tatsächlich fertiggestellt wurden 2024 jedoch nur 270.000, darunter weniger als 30.000 Sozialwohnungen. Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst.
Zentrale Förderprogramme im Überblick
Die staatlichen Programme setzen an mehreren Punkten an:
- KFN – Klimafreundlicher Neubau: Förderung energieeffizienter Gebäude nach KfW-40-Standard, jedoch mit hohen Anforderungen und begrenzten Mitteln.
- KNN – Klimafreundlicher Neubau Niedrigpreissegment: Unterstützung kommunaler und genossenschaftlicher Bauprojekte für Mieten unter 11 €/m².
- WEF – Wohneigentumsförderung für Familien: Baukindergeld-Nachfolger mit begrenzter Reichweite; vor allem für Familien mit Eigenkapital attraktiv.
- Jung kauft Alt: Kombiniert Kauf- und Sanierungsförderung, um Leerstände im ländlichen Raum zu beseitigen.
- Gewerbe zu Wohnen: Neues Programm zur Umwandlung von Büro- und Gewerbeflächen in Wohnraum – Potenzial: bis zu 120.000 Einheiten laut BBSR.
Diese Vielfalt zeigt: Der Wille ist da. Doch der Verwaltungsaufwand, die fehlende Planungsfähigkeit und die unzureichende Verzahnung der Programme verhindern die schnelle Wirkung.
Warum die Milliarden nicht ankommen
Mehr Geld bedeutet nicht automatisch mehr Wohnungen. Die größten Hemmnisse liegen im System selbst:
- Construction costs: +40 % seit 2020, getrieben durch Materialpreise und Energieanforderungen.
- Zinsen: Baufinanzierungen kosten 2025 im Schnitt über 4 % – viele Projekte werden unrentabel.
- Fachkräftemangel: 80.000 fehlende Arbeitskräfte in Planung und Bauausführung.
- Genehmigungsstau: 18–24 Monate Bearbeitungszeit in vielen Kommunen.
- ESG-Bürokratie: Nachhaltigkeitsnachweise verlangsamen Fördervergabe und Projektstart.
„Ohne Zinsstütze oder steuerliche Anreize bleibt der Mietwohnungsbau im Koma.“ – Dr. Lukas Siebenkotten, Deutscher Mieterbund (DMB)
Die Folge: Fördermittel bleiben ungenutzt, Bauherren verschieben Projekte, und Kommunen können Gelder nicht abrufen, weil Personal und digitale Infrastruktur fehlen.
Was Experten fordern
Branchenverbände, Institute und Kommunen sehen dringenden Reformbedarf:
- BID: Wiedereinführung der EH55-Förderung, um 50.000+ blockierte Wohnungen freizusetzen.
- GdW: Bürokratieabbau und Planungssicherheit für Genossenschaften.
- DMB: Zinsstützen für sozialen Wohnungsbau statt Eigentumsförderung.
- Kommunen: Digitale Antragsverfahren und Genehmigungsfristen mit „Fiktionswirkung“ nach Ablauf.
- Wirtschaftsinstitute: Steuerliche Anreize statt Subventionen – z. B. degressive AfA und Grunderwerbsteuer-Befreiung.
Die Experten sind sich einig: Solange Programme überreguliert sind und die Praxis überfordert bleibt, verpufft jeder Milliardenetat. Nötig sind Planungssicherheit, Vereinfachung und klare Prioritäten.
Reform- und Handlungsempfehlungen
- Förderarchitektur vereinfachen: Digitale „One-Stop-Shops“, kombinierbare Mittel und standardisierte Nachweise.
- Planungssicherheit schaffen: Mehrjährige Förderkulissen und verlängerte Umsetzungsfristen (72 Monate).
- Kommunale Prozesse stärken: Personaloffensive in Bauämtern und vereinfachtes Baurecht.
- Steuerpolitik nutzen: Degressive AfA, Rücklagenförderung und steuerfreie Rückstellungen für Wohnungsbaugesellschaften.
- Nachhaltigkeit praktisch denken: ESG-Standards modularisieren und durch Bonussysteme fördern statt bürokratisch verhindern.
Nur wenn Fördermittel unbürokratisch fließen, Projekte realisiert und regionale Akteure befähigt werden, kann der Etat seine Wirkung entfalten.
Fazit – Geld allein baut keine Wohnungen
Der Rekordetat 2026 sendet ein starkes politisches Signal, aber er löst die strukturelle Krise nicht. Milliarden können Planung nicht ersetzen, und Förderkulissen keine Fachkräfte schaffen. Nur eine entschlossene Kombination aus Vereinfachung, Steueranreizen und kommunaler Stärkung kann den Stillstand überwinden.
Wenn du erfahren willst, wie du als Investor oder Bauträger von steueroptimierten Neubauprojekten und neuen Förderinstrumenten profitierst, melde dich jetzt zum Webinar an – praxisnah und strategisch fundiert.